UNO-Soldaten als Sex-Täter

Ein weiteres grässliches Gesicht der gemäss Brahimi-Bericht meist erfolglosen UNO-Einsätze. Sonderermittler untersuchen, ob UNO-Soldaten in Eritrea und Äthiopien minderjährige Mädchen sexuell missbraucht haben.

Die Ermittlungsgruppe sei gebildet worden, nachdem Ende August entsprechende Anschuldigungen gegen einen italienischen Militärangehörigen laut geworden seien, teilten die UNO am Mittwochabend in New York mit. Es gebe aber eine Reihe weiterer Verdachtsfälle, hiess es in diplomatischen Kreisen.

Von Kameraden angezeigt

Gegen den Mann ermittelt zugleich die italienische Militärjustiz. Er soll während des UNO-Einsatzes zur Überwachung des Friedensabkommens zwischen den beiden nordostafrikanischen Ländern zwischen November 2000 und Juni dieses Jahres Mädchen im Kindesalter für Sex bezahlt haben.

Manche der Prostituierten, die sich in den eritreischen Städten Asmara und Massawa UNO-Soldaten angeboten hätten, seien erst zwölf Jahre alt, berichteten später Zeugen. Der Italiener war von Kameraden angezeigt worden. Ihm droht eine Gefängnisstrafe bis zu drei Jahren nach einem italienischen Gesetz zur Bekämpfung des so genannten Sex-Tourismus'.

Weitere mögliche Fälle

Die UNO-Ermittlergruppe untersucht nach eigenen Angaben nicht nur diesen Fall des Kindesmissbrauchs, sondern "geht allen Vorwürfen hinsichtlich schweren Fehlverhaltens von Mitgliedern der UNO-Mission in Eritrea und Äthiopien (UNMEE) nach". Über die Ergebnisse soll am 19. September zunächst das UNO- Generalsekretariat informiert werden.
Bereits Anfang des Jahres waren Vorwürfe des sexuellen Kindesmissbrauchs gegen drei dänische UNO-Soldaten der seinerzeit 4200 Mann starken UNMEE-Truppe erhoben worden.
Gegen sie wurden allerdings nur leichtere Disziplinarmassnahmen wegen Störung der öffentlichen Ordnung verhängt, nachdem der sexuelle Missbrauch einer 13-jährigen nicht beweisen werden konnte.
Zahlreichen Blauhelm-Soldaten waren bereits Mitte der 90er Jahre nach Einsätzen in Somalia Vergewaltigungen und Folterungen vorgeworfen worden.
Bis auf zwölf Offiziere, gegen die Disziplinarmassnahmen wegen rassistischer Beleidigung verhängt wurden, gingen jedoch alle straffrei aus. Richter hatten die anderen Anschuldigungen als nicht beweisbar eingestuft.
Die Vereinten Nationen können kriminelle Handlungen von Blauhelm- Soldaten nicht selbst bestrafen, sondern nur die Behörden der jeweiligen Entsenderstaaten dazu auffordern.

QUELLE: SDA
Publiziert in der Zeitung "20 Minuten"