Valser Wasser und EMG-Abstimmung

Coca-Cola hat kürzlich die kleinen Valser-Mineralquellen aufgekauft. Welches Interesse hat ein amerikanischer Grosskonzern an schweizerischen Wasserquellen? Sind die Valser-Mineralquellen das erste strategische Standbein im Wasserschloss Schweiz, dem bald ein Filialnetz à la McDonald folgen wird? Dazu muss man folgendes wissen: Die Schweiz ist eines von nur drei Wasserschlössern in Eurasien. Eurasien ist erklärtes Strategiegebiet der einzigen Weltmacht: "Eine Macht, die Eurasien beherrscht, würde über zwei der drei höchstentwickelten und wirtschaftlich produktivsten Regionen der Erde gebieten." (Präsidentenberater Brzezinski, Die einzige Weltmacht - Amerikas Strategie der Vorherrschaft).

Mit dem GATS-Abkommen, dass die Privatisierung der staatlichen Grundversorgung (u.a. auch das Bildungswesen) zum Ziel hat, ist das wirtschaftliche Interesse an der Beherrschung der Wasserversorgung enorm gestiegen. Dass Wasser in Zukunft bei natürlicher oder künstlicher Verknappung so wertvoll wie Öl werden könnte, zeigen die folgenden Beispiele: Wegen der seit Mai andauernden schweren Dürreperiode droht der Süden Italiens zu verdorren. In Sizilien sind die Menschen vielerorts gezwungen, Trinkwasser von privaten "Trinkwasserverkäufern" zu stark überhöhten Preisen zu kaufen. Im Frühjahr 2000 musste die bolivianische Stadt Cochabamba ihre Stadtwerke unter dem Druck der Weltbank (!) an ein amerikanisches Wasserunternehmen verkaufen. Die Wasserpreise stiegen. Die Menschen müssen zum Teil ein Drittel ihres Einkommens für Wasser ausgeben.

Werden wird mit dem aus Wasserkraft erzeugten Strom Ähnliches erleben, falls das Volk dem Elektrizitätsmarktgesetz (EMG) am 22. September zustimmen und damit die direkt-demokratischen "Hürden" beseitigen würde? Natürlich wird dem Volk wieder alles Mögliche versprochen, damit es nur ja stimmt. Was allerdings von solchen wirtschaftlichen Versprechungen wie denjenigen vor der Abstimmung über die Bilateralen zu halten ist, zeigt der gegenwärtige dramatische Einbruch (dem Vernehmen nach bis zu 40%) der Tourismusindustrie im Kanton Tessin (Bilateraler Gotthardschlamassel!).

P. Aebersold, Zürich